Patientinnen im Nachteil?

Patientinnen haben in der Medizin womöglich schlechtere Karten als Patienten. Hinweise dafür gibt es sowohl im Bereich der Chirurgie als auch bei der Behandlung des Herzinfarkts.

Geschlecht entscheidend?

Jede Operation birgt Risiken, und zwar sowohl während des Eingriffs als auch danach. Diese Risiken hängen davon ab, wie schwer die Patient*in erkrankt ist und wie kompliziert sich der Eingriff gestaltet. Nun hat eine kanadische Studie gezeigt, dass womöglich auch das Geschlecht von Chirurg*in und Patient*in einen Einfluss auf das Ergebnis hat.

Dafür untersuchte das Forscherteam retrospektiv die Daten von über 1,3 Millionen operierter Erwachsener aus den Jahren 2007 bis 2019. Mit auffallendem Ergebnis: In der Konstellation „alleiniger männlicher Operateur/weibliche Patientin“ traten deutlich mehr Komplikationen nach dem Eingriff auf als in den anderen „Paarungen“. Eine Erklärung für diesen Effekt haben die kanadischen Forscher*innen nicht. Und ob man diese Ergebnisse auf andere Länder, z. B. Deutschland, übertragen kann, ist ebenfalls unklar. 

Auch beim Infarkt schlechte Karten

In anderen Bereichen der Medizin wirken sich Geschlechtsunterschiede von Ärzt*in und Patient*in ebenfalls auf die Gesundheit aus. So haben beispielsweise von einem Arzt behandelte Herzinfarkt-Patientinnen ein höheres Risiko zu versterben als männliche Patienten, die von einer Ärztin versorgt werden.

Das könnte daran liegen, dass männliche Ärzte die Beschwerden bei Frauen unterschätzen. Vielleicht haben die Patientinnen aber auch selbst Hemmungen, ihre Schmerzen zu äußern, vermutet Prof. Natascha Nüssler, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Noch viel zu wenig Chirurginnen

Gemischtgeschlechtliche Ärzteteams könnten ein Ausweg aus diesem negativen Gendereffekt sein. Dafür muss jedoch der der Frauenanteil in der Chirurgie erheblich steigen. Denn der liegt mit rund 22% noch immer viel zu niedrig.

Quelle: DGAV

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