Bier auf Wein oder Wein auf Bier – was verursacht weniger Katerbeschwerden am nächsten Morgen? Der Volksmund rät, zuerst zum Bier zu greifen. Hat er Recht?
Betrinken im Dienst der Wissenschaft
Bier auf Wein, das lass sein, Wein auf Bier, das rat ich Dir – nach dieser schon lange und in vielen Sprachen übermittelten Volksweisheit soll es bekömmlicher sein, erst Bier und dann Wein zu trinken, vorausgesetzt, man möchte auf einer Feier beides genießen. Aber lässt sich mit taktischem Trinken der Kater am nächsten Morgen tatsächlich abmildern? Das haben deutsche Mediziner um Kai Hensel von der Universität Witten/Herdecke mit Hilfe einer ausgefeilten Studie nach strengen wissenschaftlichen Maßstäben untersucht. 90 gesunde Männer und Frauen durften sich dafür in 3 Gruppen an 2 Testtagen mit Bier und Weißwein kontrolliert betrinken. Sie genossen entweder Bier auf Wein, Wein auf Bier oder nur eine Alkoholsorte. Das Ergebnis waren jeweils etwa 1,1 Promille Alkohol im Blut.
Katerbeschwerden von 0 bis 56
Nach dem letzten Glas beurteilten die Studienteilnehmer ihre Trunkenheit. Damit sich die Ergebnisse vergleichen ließen, waren sowohl die anschließende Schlafdauer als auch die abendliche Nudelmahlzeit vor der Feier für alle Trinkgenossen standardisiert. Am nächsten Morgen gaben die Probanden dann bei einer ausführlichen Befragung Auskunft über 8 verschiedene Katerbeschwerden und schätzten diese auf einer Skala von 0 bis 7 ein. Das Ergebnis war ernüchternd – zumindest, was die Zuverlässigkeit alter Weisheiten betrifft. Denn der Kater ließ sich nicht dadurch beeinflussen, in welcher Form die Freiwilligen den Alkohol kombinierten. Das Fazit von Forschungsteammitglied Jöran Köchling fällt eindeutig aus: „Wer zu viel trinkt, bekommt einen Kater, egal welcher Alkohol und in welcher Reihenfolge getrunken wird.“
Quelle: Köchling J et al, American Journal of Nutrition 2019; 109:345-352