Auf der ganzen Welt forschen Wissenschaftler, um herauszufinden, welche Medikamente gegen Covid-19 helfen. Umso interessanter ist, wie es dem Immunsystem des Körpers in der Zwischenzeit ganz von alleine gelingt, mit dem neuartigen Erreger fertig zu werden. Exemplarisch wurden die Reaktionen der körpereigenen Abwehr nun bei einer erkrankten Frau aus Australien untersucht.
Das Immunsystem lernt ständig neu dazu
Das Immunsystem gliedert sich in einen angeborenen und einen erworbenen Teil. Zu dem angeborenen Immunsystem gehören unspezifische Abwehrmechanismen, die als erste Barriere gegen Erreger dienen – es reagiert also schnell, aber eher unpräzise. Zu ihm zählen die natürlichen Killerzellen, Phagozyten, das Komplementsystem und lytische, also auflösende Enzyme. Das erworbene Immunsystem wiederum braucht etwas länger, um auf einen Erreger zu reagieren, passt sich aber dafür genau an die verschiedensten Erreger an und „lernt“ dadurch ständig dazu. Zu ihm gehören die weißen Blutkörperchen und Antikörper. Dringt ein Erreger in unseren Körper ein, reagiert also zunächst das angeborene Immunsystem, bevor das erworbene Immunsystem den Erreger genauer betrachtet und dann speziellere Anpassungsvorgänge einleitet. So werden beispielsweise einige Tage nach Eindringen des Erregers spezifische Antikörper gebildet, um die Infektion effektiv zu bekämpfen und auf ein erneutes Eindringen des Erregers vorbereitet zu sein.
Anstieg der Antikörperproduktion bei COVID-19
Auch beim neuartigen Coronavirus COVID-19 (auch SARS-CoV-2 genannt) zeigte das Immunsystem eine deutliche Reaktion auf den Erreger. Forscher des Doherty Institutes in Melbourne untersuchten die Immunreaktion einer 47-jährigen Patientin, die 11 Tage nach Rückkehr aus der chinesischen Stadt Wuhan mit typischen Symptomen einer mittelschweren COVID-Infektion (Fieber, trockener Husten, leichte Atemnot, Schmerzen beim Einatmen) eingeliefert wurde. Der Erreger konnte am 4. Tag anhand eines Rachenabstriches festgestellt werden. Nun der Clou: Bereits an Tag 7 war der Abstrich wieder negativ, was auf eine effiziente Antwort des Immunsystems hindeutete. Das Team um Katherine Kadzierska untersuchte die Immunreaktion der Patientin genauer und konnte folgenden Verlauf feststellen:
Tag 7: Erstmals weisen die Forscher Antikörper nach. Das erworbene Immunsystem hat also bereits auf den Erreger reagiert und seine Abwehrstrategie exakt darauf ausgerichtet.
Tag 8: Die Produktion der Antikörper erreicht ihren Höhepunkt. Jetzt steigen auch die CD8-T-Zellen an, die vom Virus befallene Zellen zerstören, und Monozyten im Blut nehmen ab, was darauf hindeutet, dass sie in entzündetes Gewebe rekrutiert wurden, um dort zerstörte Zellen abzubauen.
Tag 10: Die Röntgenbilder der Lunge sind wieder unauffällig, die erkrankte Frau darf die Klinik wieder verlassen.
Fazit: Die Reaktion des Immunsystems der Patientin war kurz und nicht sonderlich heftig, sie musste weder mit Sauerstoff noch mit Steroiden oder antiviralen Medikamente behandelt werden und erholte sich vollständig. In diesem Fall hat das Immunsystem die Infektion schnell und effektiv in den Griff bekommen. Dennoch treten weltweit Fälle mit einem tödlichen Verlauf der COVID-19-Infektion auf, bei denen das Immunsystem den Erreger nicht binnen weniger Tage bekämpft. Die genaue Ursache hierfür ist noch unklar und bedarf weiterer Studien.
Quelle: Ärzteblatt