Protonenpumpenhemmer sind aus der Therapie der Magengeschwüre nicht wegzudenken. Wie alle Medikamente haben jedoch auch sie unerwünschte Wirkungen. Eine davon soll die Begünstigung von Magen-Darm-Grippen sein – vor allem in den Wintermonaten.
Magensäure tötet Keime
Protonenpumpenhemmer (PPI) blockieren die Magensäureproduktion und werden deshalb bei starkem Sodbrennen oder Magengeschwüren eingenommen. Doch was die Schleimhaut schützt, hat auch Nachteile, denn Magensäure besitzt eine wichtige Funktion im Magen-Darm-Trakt: Sie tötet mit der Nahrung aufgenommene Krankheitserreger ab. Menschen, die ihre Magensäureproduktion mit Protonenpumpenhemmern blockieren (PPI-Anwender), könnten deshalb ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Infektion haben.
Ob diese Hypothese stimmt, haben nun französische Forscher anhand der Medikamentenabgaben von über 7000 Apotheken in den Wintermonaten 2015 und 2016 untersucht. Die Wintermonate wurden deshalb gewählt, weil in dieser Zeit besonders viele Durchfallerreger zirkulieren.
Kohletabletten als Durchfallbeweis
Zunächst bildeten Forscher aus den Daten 2 Gruppen, nämlich die der PPI-Anwender und der Nicht-Anwender. In Ermangelung von Krankendaten versuchten sie, die Häufigkeit der Magen-Darm-Grippe aus den jeweiligen Apothekeneinkäufen abzuleiten: Wer beispielsweise Durchfallmedikamente wie Kohletabletten, Probiotika, Prokinetika oder krampflösende Mittel erworben hatte, galt als an Magen-Darm-Grippe erkrankt.
Mehr Magen-Darm-Grippen in der PPI-Gruppe
1,3% der PPI-Anwender hatten ein solches Durchfallmittel erstanden, von den Nicht-PPI-Anwendern waren dies nur 0,7%. Aus diesen Zahlen schlossen die Forscher, dass die regelmäßige Einnahme von Protonenpumpenhemmern Magen-Darm-Grippen begünstigte, wobei das errechnete relative Risiko einer Magen-Darm-Grippe durch PPI-Einnahme 1,81 % betrug.
Krankheitswahrscheinlichkeiten anhand der abgegebenen Medikamente abzuschätzen ist sicher diskussionswürdig. Dennoch sind die Ergebnisse ein weiterer Hinweis darauf, Protonenpumpenhemmer gezielter einzusetzen, meinen die Autoren. Denn auch sie sind – wie die meisten Arzneien überhaupt – nicht frei von unerwünschten Wirkungen und sollten deshalb nur beim Vorliegen einer handfesten Diagnose eingenommen werden.
Quelle: Ärzteblatt