Frauen übernehmen noch immer den Löwenanteil bei Haushalt und Kinderbetreuung – und das gilt laut einer aktuellen Umfrage besonders unter Coronabedingungen. Jede Zweite kommt dabei an ihre psychischen und körperlichen Grenzen.
Über 1000 Männer und Frauen befragt
Wie halten es Familien in Coronazeiten mit der Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung? Dieser Gretchenfrage gingen Forscher*innen der Bertelsmannstiftung nach und befragten dazu mehr als 1000 Männer und Frauen. Die Ergebnisse stimmen nachdenklich.
69% der Frauen gaben an, sich überwiegend allein um den Haushalt zu kümmern, bei den Männern waren dies nur 11%. Ähnlich sieht es beim Homeschooling und der sonstigen Kinderbetreuung aus: Mehr als die Hälfte der Frauen berichtete, dass diese Aufgaben ihnen zufielen, von den Männern taten dies nur 15 bzw. 13%. Auch sonst haben die Frauen im Haushalt die Nase vorn: Zwei Drittel der Frauen und weniger als ein Drittel der Männer erledigten die Lebensmitteleinkäufe. Und für die Zubereitung der Mahlzeiten waren 62 % der Frauen und nur 14% der Männer verantwortlich.
Unterschiedliche Wahrnehmung
Interessant ist dabei die unterschiedliche Wahrnehmung der Befragten. 66% der Männer fanden, dass in ihrer Familie Hausarbeit und Kinderbetreuung gerecht verteilt seien. Und dass, obwohl den Männern laut eigenen Angaben durchaus bewusst war, dass viele Aufgaben überwiegend von ihren Partnerinnen übernommen wurden. Von den Frauen hielten weniger als die Hälfte die Aufgabenverteilung für gerecht.
Die ungleiche, durch Homeoffice und Lockdown noch verstärkte Belastung der Frauen schlägt sich auch in deren Gesundheit nieder. 49% der befragten Frauen gaben an, dass ihre psychischen, emotionalen und körperlichen Reserven erschöpft seien. Bei den Männern waren dies mit 30% deutlich weniger.
In Krisenzeiten zeigt sich die Realität
Doch ist die Pandemie nicht etwa ein Rückfall in alte Rollenklischees, betonen die Expert*innen von der Bertelsmannstiftung. Die Hälfte der befragten Frauen gab an, dass die Hausarbeit schon vor Corona ungerecht verteilt war. Insofern spiegelt die verstärkte Belastung der Frauen die bisher noch kaum aufgebrochenen Rollenmuster in Deutschland wider. Denn während in normalen Zeiten Schulen, Kitas und Tagesmütter die traditionell weiblichen Aufgaben übernehmen, fallen diese in Krisenzeiten wie selbstverständlich wieder den Müttern zu, kritisieren die Autor*innen.
Quelle: Bertelsmann Stiftung