Betablocker sollen Menschen mit Leberzirrhose vor Speiseröhrenblutungen schützen. Doch nicht immer wirken sie. Und aufgrund möglicher Nebenwirkungen ist ihr Einsatz abzuwägen. Ein neuer Test kann ihren Nutzen nun besser vorhersagen.
Bei einer Leberzirrhose kommt es zu einer ausgedehnten Vernarbung der Leber, wodurch der Blutfluss durch das Organ zunehmend behindert wird. Das Blut wird dann über kleine Venen in Magen und Speiseröhre umgeleitet. Dadurch bilden sich so genannte Ösophagusvarizen (Speiseröhrenkrampfadern). Wenn diese Gefäße platzen, kommt es zu einer lebensgefährlichen Blutung. Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von nicht-selektiven Betablockern die Gefahr von Blutungen senkt. Die Medikamente wirken jedoch nicht bei allen Patienten. Außerdem können sie die Lebenszeit der Patienten verkürzen, weil sie Herz und Kreislauf schwächen.
Eiweiß-Konzentration verrät zu erwartenden Behandlungserfolg
Prof. Dr. Jonel Trebicka von der Universität Bonn hat nun einen Test entwickelt, der zeigt, welche Patienten einen Nutzen bei der Einnahme von Betablockern zu erwarten haben. Dazu wird eine Gewebeprobe aus der Schleimhaut im unteren Bereich des Magens entnommen und in den Zellen die Konzentration des Eiweißes Beta-Arrestin gemessen. Eine hohe Konzentration zeigt nach den Studienergebnissen von Trebicka an, dass die Blutgefäße auf die Behandlung mit Betablockern ansprechen.
Test soll unnötige Medikamenten-Einnahme ersparen
„Der neue Test könnte die Entscheidung für eine geplante Betablocker-Behandlung deutlich erleichtern und vor allem jene Patienten entlasten, die davon keine Wirkung zu erwarten haben“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Schölmerich, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Der Test bedeute für den Patienten keine zusätzliche Belastung, da bei allen Patienten mit Leberzirrhose im Verlauf der Behandlung Magenspiegelungen durchgeführt werden. „Dabei kann gefahrlos eine Gewebeprobe entnommen werden, von deren Ergebnis die weitere Behandlung und die Überlebenszeit der Patienten abhängen könnte“, erläutert Schölmerich. Der nächste Schritt ist jetzt, den Test im klinischen Alltag zu etablieren.